Das Gesundheitswesen zukunftsfähig machen

Im Gesundheitswesen müssen Versorgungsprozesse mit größtmöglicher Effizienz gestaltet werden. Der Einsatz von eCommerce Lösungen, beispielsweise zur Unterstützung bei der intelligenten Beschaffung und Nachbestellung von medizinischen Produkten, wird jedoch häufig durch den Mangel an einheitlichen Vorgaben erschwert. Zielgruppe des Projektes „Standard eCG – Standards zur Unterstützung von e-Commerce im Gesundheitswesen“ sind sämtliche Unternehmen im Gesundheitswesen, die elektronische Bestellprozesse einsetzen oder zukünftig davon profitieren können – von  Krankenhäusern über Rehabilitations- und Pflegeeinrichtungen bis zu niedergelassenen Ärzten. Auch Einkaufsgemeinschaften, Lieferanten und Entwickler von klinischen Softwarelösungen sollen angesprochen werden. Alfons Rathmer und Lasse van de Sand berichten im Interview über die Ziele des Projektes.

Portraitfoto von Alfons Rathmer© Alfons Rathmer

Was sind die zentralen Herausforderungen bei der Einführung von eCommerce im Gesundheitswesen?

Rathmer: "Es gibt eine Vielzahl von eStandards im Gesundheitswesen, die aber nur selten miteinander harmonieren. Die Implementierung von akteur-, funktions- und systemübergreifenden IKT-Anwendungen ist durch die Berücksichtigung zahlreicher wechselseitiger Abhängigkeiten eine sehr große Herausforderung. Ein konsequenter Einsatz von eStandards könnte jedoch helfen, die Komplexität in den IKT-Anwendungen zu verringern, die Qualität der Informationsverarbeitung zu verbessern und so auch Kosten zu senken."

Wer profitiert besonders von der Einführung der eBusiness-Standards?

Rathmer: "Generell profitieren alle Akteure entlang der klinikinternen und -externen  Behandlungs- und Beschaffungsprozesse. Besonders kleine und mittlere Unternehmen im industriellen Bereich erlangen durch eStandards im Gesundheitswesen eine höhere Investitionssicherheit und einen erleichterten Marktzugang. Insgesamt werden durch die eBusiness-Standards die Prozesse optimiert und damit Wirtschaftlichkeitspotenziale erschlossen."

Portraitfoto von Lasse van de Sand© Lasse van de Sand

Sie haben ein eigenes Standard-eCG-Wiki angelegt. Wozu dient es und an wen richtet es sich im Speziellen?

Van de Sand: "Das eCG-Wiki dient der Information sämtlicher interessierter Anspruchsgruppen. Es bietet insbesondere Mitarbeitern von KMU die Möglichkeit, sich zielgerichtet und effizient über eStandards, eCommerce und die erforderlichen Voraussetzungen im deutschen Gesundheitswesen zu informieren."

Mittlerweile läuft Ihr Projekt rund anderthalb Jahre. Welche Fortschritte konnten Sie bereits erzielen?

Van de Sand: "Wir haben schon eine Reihe von Zielen erreicht – beispielsweise haben wir eine strukturierte Befragung zur Nutzung von eStandards durchgeführt und so relevante Problembereiche und Rahmenbedingungen identifiziert. Neben weiteren Erfolgen haben wir mit der Formulierung konkreter Orientierungshilfen für Anwender und Softwarehersteller begonnen. Es gibt zudem erste Ausgründungen auf Basis der Projektergebnisse sowie eine gesteigerte öffentliche Wahrnehmung durch unsere Vorträge und Veröffentlichungen."

Und was sind die nächsten Schritte?

Van de Sand: "Wir wollen den Ausbau der Wissensplattformen (eCG-Wiki und eLearning) vorantreiben und einen Implementierungsleitfaden veröffentlichen. Außerdem werden wir die Prüfung und Umsetzung weiterer semantischer Verbindungsmöglichkeiten (TMS-Mappings) ausbauen. In einem Demonstrationszentrum wird  exemplarisch die Umsetzung ausgewählter Projektergebnisse entlang eines Behandlungspfades präsentiert. Zudem möchten wir unsere Arbeit noch stärker mit dem Institut für Datenvalidierung und Datenmanagement im Gesundheitswesen verknüpfen."

Stethoskop liegt auf Tastatur© Oleksiy Mark - Fotolia.com