Mobile Anwendungen boomen – Fördermittel für innovative IKT-Lösungen

Fast 90 Prozent aller Deutschen besitzen ein Handy. Jeder dritte Deutsche (34 Prozent) besitzt ein Smartphone. Bei den unter 30-Jährigen ist es sogar jeder zweite (51 Prozent). Hinzu kommen Tablet-Computer, deren Absatz in den letzten Jahren deutlich gesteigert werden konnte. Das Marktvolumen bei TK-Endgeräten soll 2014 um 7,2 Prozent auf 10,2 Mrd. Euro wachsen. Dies wird vor allem durch die Verkäufe von Smartphones getragen, die einen Umsatzanteil von 97 Prozent am Handy-Umsatz haben. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass die Nachfrage nach mobilen Anwendungen und Diensten drastisch zunimmt. Für 2014 erwartet BITKOM ein Umsatzwachstum auf 9,6 Mrd. Euro mit mobilen Datendiensten. Ein interessanter Markt, der noch nicht gesättigt ist und auf dem nach wie vor Platz für neue Ideen bezüglich innovativer Anwendungen und Lösungen ist.

Von Doris Scheffler, Zentrum für Innovation und Technik in Nordrhein-Westfalen (ZENIT GmbH)
Eine Reihe von Masten mit der Flagge der Europäischen Union.© Fotolia.com

Aber wie finanziert man eine gute Idee? Eigene Mittel reichen oft nicht aus oder müssen an anderer Stelle investiert werden. Da scheint guter Rat teuer zu sein. Gut zu wissen, dass die Politik durchaus daran interessiert ist, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen bei der Umsetzung guter Ideen durch Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu unterstützen. Für Bundes- und Landesministerien sowie die EU-Kommission ist es wichtig, die Wettbewerbskraft Deutschlands bzw. der EU im internationalen Vergleich zu stärken. Dafür unterstützen sie innovative Unternehmen mit Zuschüssen aus verschiedensten Förderprogrammen.

Im Forschungsbereich soll mit öffentlichen Geldern vor allem das technische Risiko der Entwicklungsarbeit für die Unternehmen abgemildert werden. "Technisches Risiko" heißt in diesem Zusammenhang: Das Unternehmen hat eine Idee, weiß aber noch nicht genau, ob die Vorstellungen auch mit der Wirklichkeit übereinstimmen oder ob sich das Produkt, die Lösung wirklich in der angenommenen Form realisieren lässt und dann auch funktions- und marktfähig ist bzw. ob das, was im Modell funktioniert, auch im großen Maßstab, in der Serie, umgesetzt werden kann. Für solche Projekte können Unternehmen von verschiedenen Fördergebern Zuschüsse zu ihren Forschungs- und Entwicklungsarbeiten bekommen. Sowohl vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als auch von der EU-Kommission gibt es Förderprogramme, die innovative IT-Unternehmen bei der Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte, Dienstleistung und Lösungen unterstützen.

Der Zuschuss deckt in der Regel jedoch nicht alle Kosten ab, die im Projektverlauf entstehen. Eine gewisse Eigenleistung muss das Unternehmen auch selbst erbringen. Diese kann über die Personalkosten dargestellt werden, die im Unternehmen bei der Durchführung der Förderprojekte entstehen. Darüber hinaus sollen die Unternehmen in öffentlich geförderten Projekten auch aktiv untereinander und mit Forschungsdienstleistern wie Hochschulen oder Forschungsinstituten kooperieren (sogenannte Verbundprojekte).

Auf europäischer Ebene kommt neben der Erforschung und Entwicklung neuer innovativer Produkte und Leistungen sowie deren nachhaltigem Vertrieb noch ein weiterer Aspekt hinzu. Hier werden nicht nur regionale, nationale Märkte betrachtet, die im internationalen Wettbewerb eine Vorrangposition erreichen bzw. halten sollen. Der Gedanke des einheitlichen Binnenmarktes in Europa fordert grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Die EU spricht in ihrem Wirtschaftsprogramm "Europa 2020" vom Ziel des "intelligenten, nachhaltigen und integrativen Wachstums" in Europa. Im Rahmen der Europäischen Digitalen Agenda soll dieses Ziel insbesondere durch eine bessere Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) erreicht werden. Stichworte sind in diesem Zusammenhang: einheitliche digitale Märkte, Interoperabilität von Anwendungen und Lösungen, Sicherheit und Vertrauen in Netze sowie digitale Kompetenzen und Qualifikationen von Bürgern.

Bereits seit dem Jahr 2000 unterstützt die EU-Kommission die Entwicklung und Markteinführung von innovativen IT-Lösungen über das Internet durch Förderprogramme. Dabei bedeutet "Markteinführung" für die EU grenzüberschreitende Nutzung von innovativen marktfähigen Lösungen in möglichst vielen Mitgliedstaaten. Also eine Chance für Unternehmen; sich über die Teilnahme an EU-Projekten nicht nur ein internationales Netzwerk aufzubauen, sondern sich auch neue Märkte im Ausland zu erschließen. Ein prominentes Beispiel ist "Trusted Shops". Jeder kennt inzwischen dieses System zur Absicherung von Zahlungen im Internet. In der Start-up-Phase wurde das Unternehmen von der EU-Kommission gefördert.

Wie man EU-Förderprogramme strategisch nutzen kann, zeigt das Beispiel der GeoMobile GmbH aus Dortmund eines in Spezialisten für mobile IT-Systeme. Das Unternehmen wurde 2008 gegründet und hat heute 18 Mitarbeiter. Sie verstehen sich als Software-Entwicklungsdienstleister und Forschungspartner. Ihre Kunden sind Institutionen (EU und öffentliche Hand) sowie die Privatwirtschaft. Durch die systematische Nutzung nationaler und europäischer Förderprogramme ist GeoMobile zu einem international führenden Forschungs- und Entwicklungspartner für mobile räumliche Assistenzsysteme geworden. Das Unternehmen überführt Technologien in Innovationen und etabliert erfolgreiche Lokalisierungsprodukte für den Massenmarkt. Produktbeispiele sind barrierefreie Mobilitätsassistenten für den öffentlichen Nahverkehr, taktile Displays für Blinde und sehbehinderte Menschen oder mobile Lösungen für Sicherheitskräfte im Nahen Osten.

Insbesondere auf europäischer Ebene ist die Zahl der Förderprogramme, die für innovative IT-Anwendungen genutzt werden können, vielfältig. Die Nationale Kontaktstelle des BMWi – EU-Programme für innovative IKT-Anwendungen – hat eine Übersicht über aktuelle Programme der EU-Kommission zusammengestellt. Sie soll eine erste Orientierung im "Dschungel der Förderlandschaft" in der EU bieten und nennt spezifische Ansprechpartner für die einzelnen Programme in Deutschland bzw. bei ZENIT.

Interessierte, die eine innovative Idee im Bereich der IKT haben, können die Nationale Kontaktstelle des BMWi – EU-Programme für innovative IKT-Anwendungen – jederzeit anrufen oder per E-Mail kontaktieren. Die Kontaktstelle hilft gerne bei der Einschätzung der Förderfähigkeit der Idee oder bei der Suche nach einem passenden Förderprogramm und unterstützt bei der Antragstellung. Auch in laufenden Projekten stehen die Ansprechpartner mit Rat und Tat zur Seite.