Die Holzernte, digital

Der deutsche Wald ist für viele nicht nur ein Symbol für Natur und Artenreichtum, sondern auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: Die deutsche Forstwirtschaft hat mit ihren rund 1,3 Millionen Beschäftigten und einem Umsatz von etwa 181 Milliarden Euro eine große wirtschaftliche Bedeutung. Beim Informations- und Rechnungsaustausch sind bei vielen Betrieben noch Papier und Telefon als Kommunikationstools vorherrschend. Das Projekt ForstInVoice entwickelt Verfahren, die alle Aufgaben in der hochmechanisierten Holzernte erfassen und dokumentieren, um die Voraussetzung dafür zu schaffen, den Informationsfluss künftig digital abzuwickeln.

Die Forstwirtschaft in Deutschland ist geprägt durch mittelständische Strukturen. Dies gilt in besonderem Maße auch für forstliche Dienstleistungsunternehmen, die Arbeiten wie die Holzernte oder Waldbegründung im Auftrag von Waldbesitzern durchführen. Für diese Betriebe ist eine rasche Auftragsabwicklung von existenzieller Bedeutung. Für Aufträge gibt es bislang noch keine standardisierte Form. Ein Grund dafür ist, dass Aufträge oft durch örtliche Besonderheiten wie Bodenbeschaffenheit oder Wettereinflüsse beeinflusst werden.

Ein Harvester (Holzerntemaschine) im Einsatz© ForstInVoice Ziel von ForstInVoice sind die Erarbeitung einer standardisierten IT-Lösung zur Erfassung des Auftrages durch den Unternehmer sowie die zeitnahe Rechnungsstellung (Invoice) und -dokumentation. Durch die IT-Lösung soll anstelle der bisherigen gedruckten Versionen künftig ein digitaler Datenaustausch ermöglicht werden.

Im Projekt wird am Beispiel von Holzerntemaschinen von der Auftragsvergabe über den Leistungsbericht bis hin zur Rechnungsstellung der Prozess einer standardisierten IT-Lösung für die Branche modellhaft aufgezeigt und als Demonstrationsobjekt umgesetzt. In ForstInVoice werden alle Prozesse auf der Basis existierender Branchenstandards der Forstwirtschaft beschrieben und zusammengefügt. Dies ermöglicht allen Beteiligten der Prozesskette erstmals, mit "einer Sprache" zu sprechen.

"Wir haben von Beginn an großen Wert auf die Einbeziehung von Berufsverbänden, Herstellern und Experten gelegt. Für die Akzeptanz der elektronischen Prozesse und Dokumente ist es wichtig, möglichst viel Feedback aller Akteure bei der Entwicklung einfließen zu lassen, die unsere Lösung später auch nutzen sollen und wollen", betont Dr. Hans-Ulrich Dietz vom Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik. Im Projekt wurden die Geschäftsprozesse für die Holzernte digitalisiert und ein Gebrauchsmuster erstellt. Derzeit werden diese digitalisierten Geschäftsprozesse einem Praxistest unterzogen und im Folgenden nach entsprechender Evaluierung und Optimierung als Branchenlösung vorgestellt. "Die im Projekt entwickelten Werkzeuge werden allen forstwirtschaftlichen Dienstleistern und Beteiligten der hochmechanisierten Holzernte zur Verfügung gestellt und ermöglichen ihnen, ohne zusätzliche IT-Investitionen Teil der digitalen Wertschöpfungskette der Forstwirtschaft zu sein. Besonders kleine Unternehmen können dann unkompliziert am eBusiness teilnehmen", resümiert Dr. Hans-Ulrich Dietz.