Der deutsche Mittelstand im Wandel

Studien des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn belegen Bedeutung des Mittelstands in Deutschland

Mann am Laptop und Taschenrechner© Ingo Bartussek-Fotolia.com

Anfang des Jahres hat das Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM) zwei Studien vorgestellt, in denen untersucht wird, was den Mittelstand aus Sicht der Wirtschaft ausmacht. Unter den Überschriften "Mittelstand im Wandel" und "Mittelstand zwischen Fakten und Gefühl" werden darin die zunehmende Differenzierung innerhalb der Wirtschaft und die breite Aufstellung der Unternehmen vom Einzelunternehmer über internetbasierte Start-Ups bis hin zu klassischen Familienunternehmen aufgezeigt.

Deutlich wird darüber hinaus: Je größer und älter die Unternehmen sind, desto eher verstehen sie sich selbst als Teil des Mittelstands. Umgekehrt gilt: Je kleiner und jünger die Unternehmen, desto seltener definieren sie sich selbst als Mittelstand – bei den Kleinstunternehmen beispielsweise gerade einmal 40 Prozent. Mit den Studien schärft das IfM das Bewusstsein für die zunehmende Segmentierung und die Veränderungen innerhalb der mittelständischen Wirtschaft. Sie liefern Hinweise, wie der Mittelstand mit seiner zunehmenden Ausdifferenzierung besser adressiert werden kann.

"Viele große Unternehmen sind häufig über mehrere Generationen hinweg gewachsen. Mittelstand ist daher für die Eigentümer gleichbedeutend mit Tradition und bestimmten Werten. Daher halten auch viele Großunternehmen gerne am Zugehörigkeitsgefühl fest – selbst wenn die Eigentümerfamilie nur noch Unternehmensanteile besitzt, aber nicht mehr selbst im Unternehmen aktiv ist", berichtet die Präsidentin des IfM, Prof. Dr. Friederike Welter von der Universität Siegen.

Damit bestätigen sich die Abgrenzungsmerkmale des IfM, die neben dem quantitativen Kriterium auch qualitative Aspekte berücksichtigen. Zugleich unterstreicht die Präsidentin des IfM die große Dynamik bei KMU: "Die Zahl dieser Kleinstunternehmen ist besonders in den vergangenen beiden Jahrzehnten im Zuge des wirtschaftlichen Strukturwandels und der rasanten technologischen Entwicklung kontinuierlich gestiegen."

Laut der Studie "Mittelstand zwischen Fakten und Gefühl" bedarf der Begriff "Mittelstand" einer neuen Akzentuierung. Demnach gebe es eine Neigung der jüngeren und kleineren Unternehmen, sich nicht als Mittelstand zu sehen. Das deute darauf hin, dass der Begriff implizit als unpassend, vielleicht als wenig zeitgemäß verstanden werde. Vor diesem Hintergrund sei die Frage der Ansprache und Kommunikation eine grundsätzliche: Sollten Teilgruppen innerhalb des Mittelstands unterschiedlich angesprochen werden und wie sähe eine modernere Ansprache aus? So kommt die Studie zu dem Schluss, dass die Betonung der gesellschaftlichen Komponente, die dem mittelständischen Wirtschaften innewohnt, ein möglicher Ansatzpunkt ist. Gerade im Zuge der Diskussion über Freiheit und Individualität, über ressourcenschonendes Wirtschaften und Wachstum könnten sich so auch andere Teile des Mittelstands angesprochen fühlen als nur die "Old Economy".