Komplex-e – Einsatz von eStandards planbar machen

Dank eBusiness-Standards können sich gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) eine Vielzahl von Wettbewerbsvorteilen sichern. Die Einführung dieser Standards ist jedoch mit einem hohen Standardisierungs- und Integrationsaufwand verbunden. Besonders bei Schnittstellen zu externen Geschäftspartnern steigt die Komplexität der Abläufe. Der Erfolg kann daher vor der konkreten Einführung von eBusiness-Standards insbesondere von KMU nur sehr schwer eingeschätzt werden. Das neu gestartete Projekt Komplex-e möchte KMU bei der Planung und Einführung von eBusiness-Standards unterstützen. Projektleiter Prof. Dr. Axel Winkelmann erläutert wie.

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Herr Professor Winkelmann, warum ist eine Analyse vor der Einführung von eStandards so wichtig für KMU?
Die Einführung von eStandards ermöglicht durch das „Sprechen einer gemeinsamen Sprache“ nachweislich vielfältige Wettbewerbsvorteile. Jedoch sind eStandard-Einführungen aufgrund zahlreicher, kaum zu durchschauender Abhängigkeiten schwierig zu planen und durchzuführen. Damit ist häufig ein großer zeitlicher und ressourcenmäßiger Aufwand verbunden, welcher für KMU oft auch ein substanzielles finanzielles Risiko bedeutet. Mit unserer Hilfe sollen KMU im Voraus wissen, worauf sie sich einlassen, und eStandards auch häufiger und ohne Risiko einführen, um an globalen Wertschöpfungsketten teilzunehmen.

Was sind typische Fehlerquellen bei der Daten- und Prozessintegration?
Es wird oft vergessen, dass bei unternehmensübergreifender Daten- und Prozessintegration vor- und nachgelagerte Auswirkungen erzeugt werden, die nicht nur in den unmittelbar betroffenen Abteilungen zu verzeichnen sind, sondern sich vielfach auch in weiter entfernten Bereichen des Unternehmens ergeben. Beispielsweise führt die automatisierte elektronische Übernahme von Artikelstammdaten eines Lieferanten zu Entlastungen im Einkauf, jedoch können ungeprüft übernommene Datensätze bei mangelhafter Datenqualität im Verkauf dazu führen, dass Artikel in den Filialen oder im Webshop fehlerhaft ausgezeichnet sind. Die eStandardisierung kann somit zwar zu einem positiven Integrationseffekt an der unmittelbaren Schnittstelle, jedoch auch zu einer erhöhten Komplexität der gesamten Abläufe inklusive einer Erhöhung von Kosten an anderen Stellen des Unternehmens führen.

BildProf. Dr. Axel Winkelmann leitet das Förderprojekt Komplex-e © Komplex-eWas wollen Sie im Rahmen von Komplex-e konkret entwickeln?
Das zu entwickelnde Komplexitätsschätzer-Tool soll dabei helfen, die bei einer eStandard-Implementierung unmittelbar und mittelbar betroffenen Informationsobjekte und Unternehmensbereiche zu identifizieren, um Maßnahmen und Folgekosten für Schulungen, IT-Umstellung und kontinuierliche Anpassung auf eine solide Planungsbasis zu stellen und den eStandard-Einführungserfolg damit realistischer bewerten zu können.

Was sind die ersten Schritte, die Sie jetzt gehen?
Wir arbeiten parallel an zwei wesentlichen Meilensteinen. Einerseits untersuchen wir für KMU relevante ERP-Systeme in unserem ERP-Labor auf Integrationsbeziehungen und funktionelle Zusammenhänge. Am Ende steht die Konzeption eines ERP-systemübergreifenden Referenzmodells zur Veranschaulichung und Untersuchung der unmittelbaren und mittelbaren Zusammenhänge von Informationsobjekten im Rahmen der integrierten Informationsverarbeitung. Andererseits beschäftigen wir uns mit der Identifikation von Problemstellungen im Zusammenhang mit Integrationsverbindungen bei eStandard-Einführungsszenarien. Dazu analysieren wir Erfahrungsberichte betroffener Unternehmen und führen Interviews mit Unternehmensvertretern, um sicherzustellen, dass wir nur Lösungen suchen, die für KMUs auch wirklich relevant sind.