Standards für die Möbelbranche  

Fast 80 Prozent der Umsätze in der Möbelbranche werden hierzulande von kleinen und mittelständischen Fachhändlern erwirtschaftet. Auch auf Seiten der Möbelhersteller dominieren mittelständische Unternehmen. Eine Herausforderung ist dabei die reibungslose Zusammenarbeit von Herstellern und Händlern: Obwohl es bereits einige Plattformen zum Austausch der verschiedenen Informationen gibt, existieren immer noch viele Brüche beim Wechsel der informationstragenden Medien innerhalb eines Informationsbeschaffungs- oder -verarbeitungsprozesses beispielsweise vom Tablet- auf den Desktop-PC. Das Projekt FURNeCorp entwickelt dafür eine IT-gestützte Methodik zur optimierten Abwicklung von inner- und zwischenbetrieblichen eBusiness-Prozessen für individualisierte Möbel.

Möbel im Wohnzimmer© 3darcastudio/Fotolia

Die Globalisierung macht auch vor der Möbelbranche nicht Halt: Durch die internationale Konkurrenz und den dadurch steigenden Preisdruck müssen deutsche Hersteller und Händler ihre Prozesse noch besser koordinieren. Zudem legen immer mehr Kunden auch bei der Einrichtung ihrer Wohnräume Wert auf Individualität. Eine steigende Variantenvielfalt bei Sofas, Tischen, Küchen und weiteren Einrichtungsgegenständen ist die Folge. Nicht zuletzt sinkt zusätzlich die Akzeptanz für lange Lieferzeiten, was die Anforderungen an Händler und Produzenten erhöht.

"Nicht nur die stetige Zunahme der Möbelvariationen, sondern auch weltweit verteilte Bezugsquellen erhöhen die Komplexität in den Prozessen und damit auch das Risiko für Möbelhersteller und -händler", erläutert Klaus Bröhl, Leiter des Projektes FURNeCorp. Die Folgen sind teils drastisch: In einigen Warengruppen betragen die Reklamationsquoten derzeit über 50 Prozent. Trotz Plattformen, die Produzenten und Verkäufer miteinander vernetzen, ist die Zusammenarbeit nach wie vor geprägt von Medienbrüchen: Stammdaten für die kundenindividuelle Angebots- und Auftragsabwicklung werden oft noch manuell aus unterschiedlichen Quell-Systemen übernommen und zusammengeführt. So steigt das Risiko für fehlerhafte Auftragsabwicklungen, da Bearbeitungsfehler schneller auftreten und Rückfragen zwischen Herstellern und Händlern die Fertigstellung der bestellten Möbelstücke weiter hinauszögern.

"In FURNeCorp wird eine IT-gestützte Methodik entwickelt, mit dem die Abwicklung von kundenbezogenen inner- und zwischenbetrieblichen eBusiness-Prozessen sowohl für individualisierte als auch Standardprodukte optimiert wird. Durch den Einsatz von eBusiness-Standards wird auf der einen Seite die Flexibilität bei der Umsetzung von individuellen Kundenwünschen durch Integration gesteigert, andererseits werden die Kosten bei der Auftrags- und Reklamationsabwicklung deutlich gesenkt", erklärt Bröhl das Ziel von FURNeCorp.

Durch das Projekt sollen Händler und Hersteller künftig produktspezifische Feedback-Informationen aus allen Produktlebensphasen erfassen, analysieren und über ein branchenweit einheitliches Datenformat kommunizieren. Insbesondere Reklamationsquoten sollen damit nachhaltig reduziert und die Abwicklungsprozesse optimiert werden.

Das Projekt hat im April mit einer Kick-Off-Veranstaltung in der Fachschule des Möbelhandels in Köln seinen Auftakt gefeiert.

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