Mehr Durchblick für die Kulturwirtschaft

eKulturportal© aerogondo2 - shutterstock

Kulturämter, die Künstler für ihre Bühnen buchen möchten, oder Schauspielensembles auf der Suche nach neuen Engagements haben es bislang schwer, zueinander zu finden: Es gab bisher kein zentrales Register oder Portal, das die einschlägigen Prozesse in der Kulturwirtschaft unterstützt. Abhilfe möchte das im September gestartete Projekt "eKulturportal" schaffen. Iris von Zastrow erklärt dessen Vorteile im Interview.

Frau von Zastrow, warum soll es ein eKulturportal geben?
Künstler, Tourneetheater oder andere Ensembles sind bislang in keiner Übersichtsdarstellung organisiert, so dass Kulturämter oder Vereine, die gerne ihre Bühnen bespielen lassen möchten, es sehr schwer haben, einen entsprechenden Überblick zu erhalten. Die Verantwortlichen brauchen viel Zeit, um ein passendes Angebot zusammenzustellen, weil es keine zentrale Stelle gibt, wo sie sich informieren, aber auch die Buchung und Abstimmung mit den Künstlern vornehmen können. Zudem sind viele Stellen auch intern unzureichend versorgt, was Softwarelösungen zur Verwaltung der Termine und Prozesse angeht. Viele führen zum Beispiel nur einzelne Excel-Tabellen. Unser Portal soll nicht nur dazu beitragen, dass sich beide Seiten besser organisieren und dann auch zueinanderfinden können, sondern auch den direkten Austausch erleichtern, so dass sich beispielsweise Kulturmanager aus verschiedenen Städten vernetzen können und damit der Wissensaustausch vorangetrieben wird. Unser Problemösungsansatz hat offensichtlich auch die Gutachterjury überzeugt. Denn Kulturwirtschaft ist eben nicht nur schöngeistig, sondern genauso wie andere Branchen auch auf möglichst hohe Effizienz angewiesen. Unsere Lösung ist damit, so denken wir, nicht nur auf Gastspieltheater beschränkt, sondern bietet das Potenzial, in der Folge auch auf andere Zweige der Kulturwirtschaft wie Musikgruppen, Kleinkünstler und andere übertragbar zu sein. Bei diesen und den sie buchenden Veranstaltungsorten bestehen die selben Problematiken.

Wer kann alles von Ihrer Lösung profitieren?
Alle, die an der Wertschöpfungskette beteiligt sind: Die potenziellen Auftragnehmer wie Einzelkünstler oder Theatergruppen, aber auch Dienstleister für Technik oder Materialtransporte. Zudem natürlich die Auftraggeber wie Kommunen, freie Kulturvereine oder Bühnen. In Zahlen ausgedrückt gibt es geschätzt über 50.000 Personen in Deutschland, die von unserer Lösung profitieren können, indem sie viel Zeit und damit Kosten sparen und vor allem auch Fehler wie etwa Falschbuchungen reduziert werden. Rund 30 Prozent der Institutionsleitenden haben bei unseren ersten Recherchen bereits starkes Interesse am eKulturportal signalisiert. Langfristig möchten wir dann auch Gruppen aus dem Ausland mit einbinden, die in Deutschland gastieren.

Wie soll das Angebot aufgebaut werden?
Auf der Plattform wird es zum einen eine Suchfunktion geben, mit der anhand von Kriterien wie Datum oder Art des künstlerischen Angebots gezielt recherchiert werden kann. Zudem können Buchungen getätigt und Materialien abgerufen werden, beispielsweise Fotos oder Infotexte, die Veranstalter für Ankündigungen oder Programmhefte nutzen können. Dazu können in einem Forum Erfahrungen ausgetauscht werden und in einer sogenannten Knowledge-Base, die unter anderem ein Wiki enthält, nützliche Informationen bereitgestellt und abgerufen werden.

Wie trägt sich das Portal?
Die Nutzung des Portals soll auch nach der Entwicklungsphase, für die die Förderung bestimmt ist, kostenfrei sein. Anwender, die Funktionen wie etwa die Dateiverwaltung oder Buchung nutzen möchten, sollen Kostenbeiträge entrichten – für sie entfallen dann aber zusätzliche Kosten für andere interne Softwarelösungen, die sie bisher zur Verwaltung einsetzen. Zudem ist die Zeitersparnis ein riesiger Effizienzgewinn. Wir möchten langfristig mit unserer Lösung ein Exempel statuieren, das öffentliche Einrichtungen auch in andere Bereichen übertragen können: Es zeigt, wie durch eine gute Vernetzung über einen intelligenten Datenaustausch alle Beteiligten profitieren können.