Mensch-Technik-Interaktion – Digitale Helfer allerorten

Industrie 4.0-Szenarien: ein systematischer Blick auf die Zukunft der Industrie. Digitale Assistenzsysteme unterstützen den Menschen in der Produktion und verändern sowohl die Arbeit als auch die Arbeitsorganisation.

Mensch-Technik-Interaktion – Digitale Helfer allerorten© industrieblick / Fotolia

In dieser Ausgabe des Newsletters gilt der Blick dem Szenario Mensch-Technik-Interaktion. Im Zentrum dieses Szenarios stehen zukünftige Formen der Interaktion zwischen Menschen und technischen Systemen in der Produktion.

Grundlegend lassen sich verschiedene Aspekte von Assistenzsystemen unterscheiden. Bei der physischen Assistenz unterstützen Geräte die körperlichen Arbeitsprozesse und Bewegungsabläufe des Menschen. Kollaborative Roboter, sogenannte Cobots (= Collaborative Robots) arbeiten dabei direkt mit dem Menschen zusammen. Sie unterstützen beispielsweise beim Anreichen oder Heben von Gegenständen. Dabei erfassen sie selbstständig die Bewegungsrichtung des Arbeiters und bewegen sich dementsprechend mit. Ein anderer Aspekt ist die kontextbasierte, informative Assistenz. Sie unterstützt die Analyse und Entscheidungsfindung bei der Diagnose von technischen Störungen sowie bei komplexen Arbeitsprozessen. Weitere Aspekte sind die ortsbezogene Wartungs- und Planungsassistenz sowie mobile, personalisierte und an die jeweilige Situation angepasste Lernsysteme. Informations- und Wartungssysteme kommen zum Beispiel zum Tragen, wenn ein Service-Techniker mit Hilfe einer Tabletkamera ein Bauteil eines defekten Gerätes erfasst und das Assistenzsystem dem Techniker zu diesem Bauteil passende Reparaturinformationen liefert.

Während die physische Assistenz oft mit einer größeren Investition verbunden ist, lassen sich informative Assistenzsysteme schon zu vergleichsweise geringen Kosten realisieren. Smartphones, Smart Watches, Tablets oder Datenbrillen erlauben mit innovativen, berührungslosen Benutzerschnittstellen einen flexiblen Zugriff auf benötigte Informationen vor Ort, beispielsweise zum Abruf von Betriebsmitteldaten in Text und Bild für den Service oder Einstellanleitungen als Video. Außerdem kann der Wissenstransfer im gesamten Unternehmen unterstützt werden. So können wertvolle Erfahrungen aus der Fehlersuche in elektronischen Logbüchern dokumentiert und mit Kollegen weltweit geteilt werden, um so bei wiederkehrenden Fragestellungen zu helfen. Denkbar sind solche Informationssysteme auch für Handwerksbetriebe. So können sich beispielsweise unterschiedliche Betriebe des Kraftfahrzeuggewerbes vernetzen und gegenseitig von den Erfahrungen bei der Fehlersuche profitieren. Kooperation und kontinuierliche Weiterbildung „on the job“ heißen die Zauberworte, wenn es darum geht, immer neue Produktvarianten und Systeme zu beherrschen, ohne immer mehr Zeit in Fortbildungsmaßnahmen investieren zu müssen. Aber auch in der Fertigung selbst erfordert der wachsende Variantenreichtum immer häufiger das Erlernen neuer Arbeitsschritte. Im Extremfall muss für jedes einzelne Produkt ein eigener Ablauf beachtet werden. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen ermöglichen innovative Informationssysteme und Lernformen eine schnelle Anpassung und Erweiterung der Qualifikationen der Belegschaft.

Gleichzeitig müssen sich aber Unternehmen auch darauf einstellen, dass sich Unternehmenskulturen ändern. Das betrifft große Unternehmen genauso wie kleine. Die Verfügbarkeit von Informationen in Echtzeit befähigt Mitarbeiter, Gesamtzusammenhänge zu erkennen und auf unvorhergesehene Ereignisse adäquat zu reagieren. Die Aufgaben der einzelnen Mitarbeiter werden vielfältiger und erfordern auf allen Hierarchieebenen eine höhere Entscheidungsfreiheit in sich verändernden Verantwortungsbereichen. Die Arbeitsorganisation wird seltener zentral erfolgen, sondern so weit wie möglich in der Hand der Mitarbeiter liegen. Einen Vorteil im Wettbewerb um qualifiziertes Personal schaffen sich Unternehmen vor allem dann, wenn sie die neuen Möglichkeiten zur Arbeitsgestaltung zum beiderseitigen Nutzen einsetzen. Dort, wo beispielsweise Aufgaben via Telearbeit, also über E-Mail und/oder Telefon von zuhause aus, übernommen werden können, wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gesteigert.

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