eMasterCraft – eBusiness für das Handwerk

Zahlen der Universität Dortmund zufolge weist die deutsche Bau- und Ausbauwirtschaft aktuell ein nicht genutztes Produktivitätspotenzial von rund 60 Prozent auf. Dies liegt vor allem an wenig optimierten Geschäftsprozessen. Das eStandards-Projekt eMasterCraft will Handwerker dabei unterstützen, Arbeitsabläufe mithilfe von Stammdaten und elektronischen Geschäftsprozessen zu standardisieren und dadurch effizienter zu gestalten.

Bei eMasterCraft werden Maler und Zimmerer an den Einsatz von Stammdatenwerkzeugen sowie an eBusiness-Standards und -Tools herangeführt. Die Handwerker sollen vor allem bei alltäglichen Organisations- und Kommunikationsaufgaben auf der Baustelle sowie im Büro unterstützt werden. Im Rahmen des Projekts wird an der Entwicklung medienbruchfreier und elektronisch gesteuerter Geschäftsprozessvorlagen gearbeitet. Die Ergebnisse richten sich dabei an alle Handwerksbetriebe der Bau- und Ausbaubranche mit fünf bis 250 Mitarbeitern.

Eine der zentralen Aufgaben von eMasterCraft besteht darin, die eBusiness-Standards an die Besonderheiten der Baubranche anzupassen. Bestehende Prozesse, wie beispielsweise aus der Industrie, können nur schwer übertragen werden, da sich das Handwerk durch den mobilen Arbeitskräfteeinsatz im Freien sowie eine enge Kooperation verschiedenster Gewerke auszeichnet. Ziel ist es, die Durchlaufzeit und den Aufwand von Aufträgen zwischen Büro und Baustelle zu reduzieren und somit die Produktivität und Dienstleistungsqualität der kleinen und mittleren Handwerksbetriebe dauerhaft zu erhöhen. Durch den Einsatz mobiler Endgeräte soll den Mitarbeitern außerdem ein höheres Maß an Eigeninitiative und Selbstorganisation ermöglicht werden. "Die Mitarbeiter können sich viel stärker selbst organisieren, was zu einer höheren Zufriedenheit führt", betont Michael Heil, Projektleiter von eMasterCraft.

Derzeit werden zwei Unternehmen bei der Einführung der im Rahmen von eMasterCraft entwickelten Standards exemplarisch begleitet, darunter der Malerbetrieb Oswald in Geisenheim. Dort wurden alle Maler mit Smartphones ausgestattet, um etwa Baustellenbehinderungen oder geforderte Zusatzleistungen direkt an das Büro weitergeben zu können. Auch die Stundenerfassung der Mitarbeiter wird nun über die Handys abgewickelt. Ebenso konnten im Büro viele Prozesse automatisiert werden. Firmenchef Frank Oswald zieht eine positive Bilanz: "Das Potenzial für Verbesserung war riesig – und es hat sich definitiv gelohnt. Die Sicherheit der Abläufe aus dem Büro setzt sich jetzt auch auf der Baustelle fort." Zunächst waren aber auch Hürden zu überwinden: "Bei der Einbettung der technischen Hilfen  in unsere Abläufe  und der Abstimmung untereinander gab es Startschwierigkeiten – zumal dieser Mehraufwand meist nebenbei mitlaufen muss. Hier ist vor allem die Einbindung aller Mitarbeiter essentiell."

Die eMasterCraft-Beteiligten bauen Informations-, Kollaborations- und eLearning-Plattformen auf, um KMU im Handwerk auch langfristig umfassend betreuen zu können. Das Projektkonsortium bietet ergänzend Informations- und Dienstleistungskonzepte an, mit denen sie die aufgebauten Stammdaten und Standards in einzelne Unternehmen betriebsspezifisch einführen können.