Digitalisierung in KMU: Herausforderung und Chance

Eine repräsentative Umfrage von TNS Infratest zeigt, dass Betriebe, die ihr Geschäft digitalisieren, schneller wachsen als andere. Allerdings haben viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) dafür einen weiten Weg zu gehen. Wie dieser erfolgreich beschritten werden kann, zeigen Projekte aus dem Förderschwerpunkt Mittelstand-Digital Mitte März auf der Internationalen Handwerksmesse in München und der CeBIT in Hannover.

Unternehmen, die sich bei der Digitalisierung gut oder sehr gut aufgestellt sehen, verzeichnen deutlich häufiger ein Umsatzwachstum. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von kleinen Unternehmen in Deutschland, die das Marktforschungsunternehmen TNS Infratest Ende 2014 vorgenommen hat. TNS Infratest hat dafür 600 Unternehmen mit einem bis 49 Mitarbeitern nach ihrer Bereitschaft zur Digitalisierung und der Nutzung neuer Technologien befragt.

Demnach wächst fast jedes zweite Unternehmen (44 Prozent), das einen hohen Digitalisierungsgrad aufweist. Von den digitalen Vorreitern sind deshalb auch mehr als zwei Drittel (68 Prozent) davon überzeugt, dass sich der Einsatz neuer Technologien positiv auf das Unternehmenswachstum auswirkt. Gründe sehen die Befragten vor allem in den Möglichkeiten der Außendarstellung im Internet (75 Prozent), einer besseren Kundenbetreuung (69 Prozent) sowie vereinfachten Kommunikationsmöglichkeiten mit Lieferanten und Partnern (66 Prozent).

Insgesamt stehen gerade kleine Unternehmen und Selbstständige hinsichtlich der Digitalisierung vor großen Herausforderungen. Der Studie zufolge glaubt weniger als die Hälfte der Unternehmen, in dieser Hinsicht gut aufgestellt zu sein. Gerade das für die deutsche Wirtschaft so wichtige Handwerk nutzt die Möglichkeiten der modernen Informationstechnologien demnach bisher nur unterdurchschnittlich. Gerade einmal 39 Prozent der Handwerksbetriebe messen der Digitalisierung eine hohe Bedeutung für das eigene Geschäft bei. Nur etwas mehr als die Hälfte (56 Prozent) verfügt über eine eigene Homepage. Weniger als ein Drittel (30 Prozent) setzt auf Social Media.

Digitalisierung im Handwerk

Zwei Beispiele aus dem Förderschwerpunkt Mittelstand-Digital zeigen, wie Handwerksbetriebe die Möglichkeiten der Digitalisierung gewinnbringend nutzen können: Im Rahmen von „eMasterCraft“ hat der ausgebildete Maler, Lackiermeister und Betriebswirt des Handwerks Frank Oswald durch die Digitalisierung seiner Stammdaten wie den Materialinformationen von Lieferanten oder anderen beteiligten Firmen, aber auch die elektronische Erfassungen von Arbeitszeiten Prozesse derart vereinfacht, dass diese nun merklich effizienter ablaufen.

Alle Mitarbeiter sind heute mit Baustellenhandys ausgerüstet und stehen damit im direkten Kontakt mit dem Büro. So können sie Behinderungen, Zusatzleistungen und Verbesserungsvorschläge per Foto oder Sprachnotiz dokumentieren und direkt weitergeben. Vor allem die mobile Zeiterfassung trägt dazu bei, dass die Mitarbeiter schneller arbeiten können.

"Obwohl wir vorher schon gut organisiert waren, konnten wir unsere Prozesse noch effektiver und strukturierter gestalten", so Frank Oswald. Für ihn haben sich die standardisierten Arbeitsabläufe bereits bezahlt gemacht, da sie die Organisation der Arbeit vereinfachen und der Kundenservice wesentlich verbessert werden konnte: "Durch den guten Überblick sind wir dem Kunden immer einen Schritt voraus und können ihm dadurch die Dienstleistung anbieten, die er benötigt."

Vom 11. bis zum 17. März 2015 präsentieren eBusiness-Lotsen und eStandards-Projekte ihre Ergebnisse auf der Internationalen Handwerksmesse (IHM) in München auf dem Stand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) in Halle C2, Stand 578.

Digitalisierung im Mittelstand

Andere Branchen sind der Studie von TNS Infratest zufolge bei der Digitalisierung schon einen Schritt weiter: So sagen fast drei Viertel (73 Prozent) der befragten Dienstleistungsunternehmen und beinahe zwei Drittel (61 Prozent) der Handelsunternehmen, dass die Digitalisierung für sie wichtig oder sehr wichtig ist. Auch die kleinen Unternehmen dieser Branchen weisen teilweise erheblichen Nachholbedarf auf: So verfügen zwar vier von fünf Dienstleistungsunternehmen (81 Prozent) über eine eigene Homepage, allerdings setzen nur 60 Prozent auf Smartphones und nur 30 Prozent auf Social Media, um das Geschäft anzukurbeln. Bei den Handelsunternehmen verfügen sogar nur 61 Prozent über eine eigene Webseite, 44 Prozent über einen mobilen Auftritt und ein Viertel (26 Prozent) über einen Social-Media-Auftritt.

Wie der erfolgreiche Umbau zum mobilen Unternehmen auch bei KMU erfolgreich gelingen kann, zeigen die Projekte von Mittelstand Digital vom 16. bis 20. März auf der CeBIT (Halle 9, Stand E24). Die Themenbereiche des Mittelstand-Digital-Areals auf der CeBIT sind dabei:

  • Zukunftsszenarien der Digitalisierung: Big Data versus Smart Data, Cloud Computing, Nutzen und Folgen der Digitalisierung, IT-Sicherheit und -Vertrauen
  • Digitalisierung von Wirtschaftssektoren: Branchenszenarien der Digitalisierung, Industrie 4.0, Digitales Handwerk (KMU), Digitaler Handel
  • Digitalisierung von Unternehmensbereichen: Digitales Büro, Digitaler Betrieb, Verbesserung betrieblicher Abläufe, Virtuelle Kooperation, Mobiles Arbeiten / Mobile Arbeit und deren Usability, Online Marketing, eRecruitung, Förderung digitaler Kompetenz
  • Nutzung elektronischer Standards in Geschäftsprozessen
  • Gestaltung anwenderfreundlicher Systeme: Anwendersicht / Softwareauswahl, User Experience in betrieblichen Anwendungen, Interdisziplinäre Zusammenarbeit, Usability in kleinen Unternehmen und Startups, Verankerung von Usability-Maßnahmen in Organisationen

Weitere Informationen zu IHM und CeBIT finden Sie unter www.mittelstand-digital.de.