Vom Digitalisierungsschub zur Transformationskraft – Ein neues Mindset für den Mittelstand

Es sind ein Mann und eine Frau mit Masken beim Corona Handschlag zu sehen.© Kzenon / Adobe Stock

Im März diesen Jahres erschien der neue Digitalisierungsbericht Mittelstand 2021 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die Untersuchung der deutschen Förderbank zeigt: Die Corona-Pandemie bewirkte zwar einen Digitalisierungsschub, ein neues Selbstverständnis in Sachen Digitalisierung hatte das im Mittelstand jedoch noch nicht zur Folge: Der Anteil der mittelständischen Unternehmen mit abgeschlossenen Digitalisierungsvorhaben stieg zwar immerhin auf 33 Prozent (im Zeitraum 2018–2020) – dieser Wert war jedoch in der Vorjahresuntersuchung von 40 auf 30 Prozent gesunken. Indessen stiegen die Ausgaben für Digitalisierung im Mittelstand auf 20 Mrd. EUR. (2020), was ein Wachstum von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. 25 Prozent der Unternehmen weisen im Herbst 2021 allerdings immer noch keine Digitalisierungsaktivitäten auf. Ein durchmischtes Bild zeichnet sich in Digitalisierungshinsicht im Mittelstand ab.

Der Fokus des pandemiebedingten Digitalisierungsschubs lag hauptsächlich auf Maßnahmen, die kurzfristig umgesetzt werden konnten und unter dem Druck der Krise besonders wichtig erschienen. Darunter fällt zum Beispiel der stärkere digitale Kontakt zur Kundschaft, sowie digitale Marketing- und Vertriebsmaßnahmen. Seltener wurden daher langfristig wirksame Maßnahmen angegangen, wie die Verknüpfung der IT zwischen innerbetrieblichen Funktionsbereichen. Deshalb investieren auch mit dem Abflauen der akuten Krisenphase verstärkt jene Unternehmen in ihre Digitalisierung, die Abwanderungen von Kundinnen und Kunden erwarten. Für diese Unternehmen büßen entsprechende Digitalisierungsstrategien auch nach der Krise nichts von ihrer Notwendigkeit ein. Eine erste Orientierung können hier die Unternehmenssprechstunden der Mittelstand-Digital Zentren bieten: Online oder telefonisch evaluieren die Expertinnen und Experten des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrums Handel, des Mittelstand-Digital Zentrums Darmstadt, des Mittelstand-Digital Zentrums Rheinland und vieler weiterer Zentren des Netzwerks den jeweiligen Status quo des Unternehmens und informieren zu passenden Maßnahmen.

Mittelständische Unternehmen sollten jetzt die Initiative ergreifen und die sich bietenden Wachstumschancen nutzen, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es jetzt besonders wichtig ist, weitere Investitionsanreize für die digitale Transformation zu setzen und die Rahmenbedingungen zu verbessern, um die zentralen Digitalisierungshemmnisse – Knowhow, digitale Infrastruktur und Finanzierung – auszuräumen. Auch finanziell kann Mittelstand-Digital hier unterstützen: Über das Investitionszuschussprogramm „Digital Jetzt“ können Mittelständler eine Förderung für die Umsetzung entsprechender Digitalisierungsprojekte in ihren Unternehmen beantragen – und so auch in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden investieren. Auch in diesem Newsletter berichten wir wieder über den stetigen Erfolg des Programms.

Fehlendes Knowhow stellt nämlich in den befragten Unternehmen immer noch das größte Digitalisierungshemmnis dar. Deshalb gilt es, digitale Bildung voranzutreiben und vermehrt in den Aufbau von IT-Wissen zu investieren – u.a. durch verstärkte Anstrengungen bei der Aus- und Weiterbildung. Auch die Zertifizierung von Qualifikationen und die Navigation und Qualitätssicherung im Weiterbildungsmarkt sind wichtige Ansatzpunkte. Die kontinuierliche Weiterbildung von Mittelständlerinnen und Mittelständlern und der Kompetenzaufbau von Mitarbeitenden mittelständischer Unternehmen ist auch dem Netzwerk von Mittelstand-Digital ein großes Anliegen. Die Zentren haben deshalb ganz verschiedene Angebote erarbeitet: Eine Übersicht über die vielfältigen Förderprojekte, Praxisbeispiele und Ansprechpartner finden Sie in der aktuellen Broschüre von Mittelstand-Digital.
Um den Status quo im deutschen Mittelstand weiter zu verbessern, muss außerdem die Versorgung mit schnellem Internet weiter verbessert werden. Weiterhin wichtig bleiben zusätzliche, gezielte finanzielle Anreize für die Durchführung von Digitalisierungsvorhaben. Nicht zuletzt ist es notwendig, die Unternehmen weiterhin für die strategische Bedeutung der Digitalisierung zu sensibilisieren: etwa für die Erschließung neuer Kundengruppen, Positionierung auf neuen Märkten oder die Weiterentwicklung der bestehenden Geschäftsmodelle.

Das KfW-Mittelstandspanel wird seit dem Jahr 2003 als schriftliche Wiederholungsbefragung der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland mit einem Umsatz von bis zu 500 Mio. Euro im Jahr durchgeführt. Den aktuellen Bericht finden Sie hier zum Download.